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Ein Smartphone mit grünem Bildschirm und Symbolen, die Beleidigungen symbolisieren. Dazu das freigestellte Foto der Content Creatorin Cindy Klink vor lilafarbenem Hintergrund.

Erfahrungen mit Ableismus im Netz: Wenn Grenzen überschritten werden

Cindy Klink ist Content Creatorin, Autorin und Dolmetscherin. Sie ist täglich auf Instagram, TikTok, YouTube & Co. unterwegs. Auf ihren Social-Media-Accounts gibt sie ihrer Follower*innenschaft regelmäßig Einblicke in ihr Leben. Seit ihrem dritten Lebensjahr ist sie taubheitsgrenzend schwerhörig. Über die Jahre hat sich ihr Gehör immer weiter verschlechtert. Auf ihrem linken Ohr hört Cindy noch etwas mit ihrem Hörgerät, auf dem rechten hat sie kein Gehör mehr.

Im Netz erlebt sie immer wieder digitale Gewalt – andere User*innen veröffentlichen Hassvideos über sie, greifen sie in Kommentaren an oder belästigen sie mit Fake-Profilen.  

Uns hat Cindy in einem Erfahrungsbericht erzählt, was sie täglich erlebt und wie sie als bekanntes Gesicht auf Social Media mit Online-Hass umgeht: 

Ich erlebe Ableismus im Internet 

Cindy Klink
Die Content-Creatorin Cindy Klink. Foto: Fuchs Photographie

Ich habe in der Vergangenheit sehr grenzüberschreitende Erfahrungen mit digitaler Gewalt gemacht. Das ging mitunter so weit, dass ich meinen Anwalt dazuschalten musste. Social Media mit Plattformen wie YouTube, Twitter, Instagram, TikTok & Facebook bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, gerade, was das Netzwerken mit anderen Menschen angeht.  

Die Problematik liegt allerdings darin, dass User*innen dort anonym unterwegs sein können. Sie kommentieren verdeckt mit Hasskommentaren, mobben und stalken andere. Ich finde, dass viele nicht zwischen sachlicher und unsachlicher Kritik differenzieren können, sie kommentieren deshalb „ihre Meinung“ häufig auf einer Ebene, die Betroffene verletzt. 

Ausnahmezustand zu Beginn der Corona-Pandemie 

Besonders heftig war es für mich zu Beginn der Corona-Pandemie. Zu dieser Zeit wurde viel über die Maskenpflicht diskutiert. Ich habe meine Bedenken mit Blick auf die Kommunikation ausgesprochen. Denn ich brauche aufgrund meiner Gehörlosigkeit das Mundbild, um Gespräche zu verstehen. Meine Meinung war: Wenn das jetzt auch noch wegfällt, bin ich komplett abgekapselt von der Gesellschaft.  

Manche Menschen haben das falsch aufgefasst und nahmen an, dass ich gegen die Maskenpflicht wäre. Das stimmt aber nicht. User*innen machten Hassvideos über mich, das reichte bis hin zu Mobbing. Ich habe unschöne Nachrichten erhalten, etwa: ‚Das alles ist nur eine Selektion. Wer geht, der geht und es wäre schön, wenn du auch dabei bist. ’ 

Ich kam an einen Punkt, an dem ich wirklich überlegt habe, ob es noch Sinn macht, weiter in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich fragte mich, ob meine Psyche das aushält. Es war für mich so unfassbar, was fremde Menschen einem antun können. 

Verfolgt von einem Stalker 

Für mich war ein anderes Erlebnis besonders prägend. Mein Ex-Freund und ich sind nicht im Guten auseinandergegangen. Nachdem ich Schluss gemacht hatte, verfolgte er mich auf allen Social-Media-Kanälen und schrieb mich überall an. In der ersten Zeit habe ich ihn einfach geblockt. Doch dann fing er an, Fake-Profile zu erstellen, Kommentare zu schreiben, mir Nachrichten zu schicken. Er gab sich als andere Personen aus, nur damit ich zu ihm zurückkomme.  

Irgendwann hatte ich solche Angst, dass ich mich kaum noch raus traute. Ich ging nur noch zur Arbeit und fuhr danach direkt wieder nach Hause. Ich habe einen Selbstverteidigungskurs belegt, aber selbst das brachte nur wenig. Er hörte einfach nicht auf. Das Blockieren half gar nicht, denn er konnte ja immer wieder neue Profile erstellen. Erst, als ich einen Anwalt einschaltete, hörte es endlich auf. Und bisher habe ich nichts mehr von ihm gehört.   

Meine Community unterstützt mich 

Durch die immense Anzahl an Views und Kommentaren auf meinen Profilen bei TikTok, Instagram und YouTube habe ich nicht immer die Möglichkeit, alle Kommentare zu checken. Sollte Hass in den Kommentaren auftauchen, die nicht mich betreffen, sondern andere, lösche ich sie, ohne zu zögern.  

Bei Kommentaren gegen mich selbst kommt es immer drauf an. Zum Glück regelt das meine Community öfters, sodass ich selbst nicht immer aktiv werden muss. Aber natürlich gibt es manche Kommentare, die aus meiner Sicht einfach gelöscht werden müssen.  

Ich kann Nutzer*innen sperren, Kommentare löschen und diese eben auch melden. Das schützt mich und andere natürlich nicht initial davor. Aber es ist ein Anfang.  

Barrieren abbauen & für Aufklärung einstehen 

Auf allen Plattformen fehlen mir persönlich Untertitel. Dafür kann aber der Betreiber selbst nichts. Die Angebote sind inzwischen da, aber die Creator*innen nutzen sie noch nicht. Meist mit dem Argument „Es dauert zu lange“. Beim Melden von Kommentaren stoße ich selbst nicht auf Barrieren.  

Um Hass im Netz zu verhindern, ist Aufklärung extrem wichtig. Das fängt schon in der Schule an. Viele wissen nicht, was Gebärdensprache ist, ab wann man gehörlos ist und was Hörgeräte oder Cochlea-Implantate eigentlich sind. Diese Unwissenheit bemerkt man sehr deutlich, gerade, was die Kommentare von User*innen angeht. 

Betroffenen von digitaler Gewalt rate ich, mit anderen darüber zu sprechen. Es hilft ungemein, seine eigenen Sorgen und den Frust irgendwo rauslassen zu können. Sucht euch Hilfe und lasst euch den Online-Hass nicht gefallen!

Hilfe bei Erfahrungen mit Ableismus

Du bist online Ableismus ausgesetzt und weißt nicht, was du tun sollst? Wende dich an unsere Beratung. Wir stehen dir zur Seite und helfen dir, gegen die Kommentare vorzugehen!

Titelbild: Fuchs Photographie

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