Du bist von digitaler Gewalt betroffen? 

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Helft mir!

Stille im Netz

Hassrede, Diskriminierung und Propaganda – Jede zweite Person der Internet-Nutzer*innen trauen sich aus Angst vor digitaler Gewalt nicht mehr, sich frei im Netz zu äußern.

Wenn sich Menschen aus Angst vor Hasskommentaren, Bedrohungen oder Beleidigungen nicht mehr trauen, online zu surfen, ist das eine bedrohliche Situation für sie und eine Gefahr für unsere Gesellschaft und Meinungsvielfalt.

Deshalb sollten wir alle als Gesellschaft füreinander einstehen: Wenn du Hass im Netz mitbekommst, schau nicht weg, sondern unterstütze Betroffene! Mit digitaler Zivilcourage kannst du Menschenrechte im Netz durchsetzen und schützen.

Das ist digitale Zivilcourage

Mutig sein für andere 

Wer sich aktiv für andere, die in Not sind, einsetzt und dabei die eigene Sicherheit zurückstellt, beweist echte Zivilcourage. Der Duden beschreibt Zivilcourage als mutiges Verhalten, das auf humanen und demokratischen Werten, wie der Menschenwürde und Gerechtigkeit, basiert.

Zwei Personen stehen voreinander, eine hält ein Handy in der Hand, die andere leistet Beistand und

Analoge Zivilcourage kennen wir alle, denn sie funktioniert schon ganz gut: Wenn Menschen in der Öffentlichkeit verletzt oder beleidigt werden, dann schreiten andere oft proaktiv ein oder holen Hilfe. Auch die Online-Welt ist ein öffentlicher Raum und auch dort kann es zu Übergriffen kommen, bei denen Betroffene Unterstützung brauchen. Zu oft passiert es noch, dass Betroffene von digitaler Gewalt dennoch ganz allein mit dem Hass bleiben, der ihnen entgegenschlägt. Das sollten wir ändern. Denn jede*r Einzelne von uns kann etwas tun.  

So kann das aussehen: 

Triggerwarnung:

Auf den folgenden Slides werden transphobe, sexistische und andere diskriminierende Inhalte dargestellt. Wenn du diese nicht lesen möchtest, überspringe diese Slideshow.

Hasskommentar:

„Du bist keine richtige Frau und zerstörst den Feminismus!”

„Der Feminismus ist genau dafür da, dass die Vielseitigkeit von Frauen anerkannt wird. Dein Kommentar macht demnach für richtige Feminist*innen keinen Sinn.”

DM: Hey, ich habe gerade die Diskussion unter deinem Post zu Misogynie verfolgt. Deine Argumente treffen es richtig auf den Punkt, deswegen schreibe ich dir privat.

Deine Arbeit und Aufklärung sind für mich und so viele andere superwichtig, bitte weiter so! Falls du Unterstützung aus deiner Community brauchst, bin ich auf jeden Fall dabei!

Hab noch einen schönen Tag <3

Gelungene Gegenrede unter rassistischem Kommentar: *Like*

Warum wir uns gegenseitig brauchen

Digitale Zivilcourage schützt Demokratie und Meinungsvielfalt 

Es ist wichtig, dass wir im digitalen Raum Zivilcourage zeigen, denn so machen wir Hater*innen klar, dass das Netz nicht ihnen gehört. Durch die Anonymität in der digitalen Welt ist es einfach für Täter*innen, andere User*innen mit Hass und Hetze anzugreifen. Da es an Regularien der Plattformen und Gesetzen fehlt, ist digitale Zivilcourage ein wichtiges Mittel, um dieser Entwicklung entgegenzutreten sowie Menschenrechte und demokratische Werte zu schützen.  
Es gibt zahlreiche Gründe, füreinander und für demokratische Werte im Netz aktiv zu werden: 
  • Du zeigst, dass Hass und Menschenfeindlichkeit nicht akzeptiert oder toleriert werden. 
  • Du unterstützt (andere) Betroffene. Sich alleine zu wehren kann sehr schwer sein. 
  • Du signalisierst Mitlesenden, dass es auch etwas anderes als Hass und Hetze gibt.
  • Wir sind mehr und das sollten Hater*innen sehen. 

Eine offene und demokratische Gesellschaft beruht auf vielseitigen Meinungen und Debatten, auf Respekt und Anerkennung von Meinungsverschiedenheit und auf Meinungsfreiheit ohne Angst, Diskriminierung und Hass.

Kübra Gümüşay

Wir leben in der absurden Situation, dass sich diejenigen verteidigen müssen,

die helfen und nicht diejenigen, die ihre Hilfe verweigern.”

Kübra Gümüşay, Journalistin, Autorin und Netzaktivistin

Zum Interview mit der Journalistin

Engagement füreinander zeigen

Füreinander und für Menschenrechte einstehen 

Wir können und sollten füreinander einstehen. Es gibt unterschiedliche Kontexte und Posts, bei denen es sinnvoll sein kann, couragiert einzuschreiten: 

Strafbare Posts
Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Bedrohung, Nötigung oder Stalking können strafbar sein. Diese Straftaten können aber nur von Betroffenen selbst angezeigt werden. Volksverhetzung, Holocaust-Leugnungen, öffentliche Gewaltaufrufe oder die Verwendung von verfassungswidrigen Symbolen können von allen angezeigt werden. Wenn du also auf Social Media unterwegs bist und dir dort volksverhetzende Posts oder User*innen begegnen, die öffentlich zu Gewalttaten aufrufen, kannst du das anzeigen. Schau in unseren Ratgeber unter Juristische Fragen wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche rechtlichen Schritte dir zur Verfügung stehen.
Verstöße gegen Netiquette-Regeln
Soziale Plattformen, wie Instagram oder TikTok, haben Seitenregeln. An diesen orientiert sich ein Melde– oder Löschverfahren. Du kannst und solltest Hasskommentare oder menschenverachtende Posts bei Plattformen melden. Organisationen und Unternehmen weisen meist auf die Netiquette auf ihrer Website oder ihrem Social-Media-Account hin. Diese muss von User*innen beachtet werden. Bei einem Verstoß kannst du auf die Netiquette verweisen und dafür sorgen, dass Hasskommentare geahndet werden. Wenn das nicht wirkt oder du einen anderen Weg gehen willst, melde Hass und Hetze über unser Meldeformular oder unsere App MeldeHelden.
Gegenrede und Allyship
Manchmal greifen Gesetze, Seitenregeln oder die Netiquette nicht. Gerade dann ist es besonders wichtig, sich füreinander einzusetzen. Die Betroffenen fühlen sich in Angriffssituationen häufig ohnmächtig, hilflos und allein. Du kannst dich mit ihnen soldirisieren und Gegenrede betreiben. Gegenrede bedeutet, dass du mit Argumenten auf Hasskommentare reagierst. Du kannst dich aber auch solidarisch mit anderen zeigen, indem du ihre Reaktionen durch ein Like oder bestätigenden Kommentar unterstützt. Das wird Allyship genannt. Wenn du aktiv für andere wirst, achte darauf, dass du die Diskussion nicht durch deine Kommentare unnötig aufheizt, etwa indem du selbst mit Hass reagierst. 

Wenn du durch Anzeigen, Gegenrede oder Allyship Hater*innen zeigst, dass für ihren Hass kein Platz im Netz ist, unterstützt du Betroffene und setzt ein starkes Zeichen für unsere Demokratie. 

Julien Brown

Foto: Johannes Kapol

„Wenn wer im Bus angepöbelt wird, würde hoffentlich jemand aufstehen und einschreiten. So soll es auch im Internet sein: Wenn jemand beleidigt oder zum Beispiel wegen seines Äußeren fertig gemacht wird, sollten wir nicht wegschauen und wegklicken, sondern etwas dagegen tun.“

Julien Brown, Elevator Boys

So setzt du dich für andere ein

5 Tipps für digitale Zivilcourage

1. Zeige Solidarität mit den Betroffenen

Du kannst dich solidarisch mit Betroffenen zeigen, indem du ihnen beistehst. Zum Beispiel kannst du den Kommentar von Betroffenen liken, wenn sie auf Hass reagieren. Oder du benennst es ganz klar, dass es sich um einen Hasskommentar handelt. Du kannst Hater*innen auch in privaten Nachrichten konfrontieren, wenn du dich mutig genug fühlst. Wichtig bei all diesen Optionen: Beobachte die Situation genau, bleibe empathisch für die Stimmung im Dialog und reagiere nicht selbst mit Hass auf die Angreifer*innen.

2. Sei solidarisch mit anderen Helfenden

Gemeinsam seid ihr stark: Wenn sich Unterstützer*innen bereits geäußert haben, kannst du ihnen beistehen und ihre Posts liken

3. Lasse dich nicht provozieren

Hater*innen wollen vor allem Hass verbreiten, dabei dienen die Betroffenen als Projektionsfläche. Versuche, dich nicht provozieren zu lassen, sondern überzeuge durch klare und konstruktive Argumente oder Solidarität zur betroffenen Person

4. Vermeide unnötige Diskussionen

Es ist gut, wenn du aufmerksam bist und auf Hass reagierst. Manche Diskussionen bringen jedoch leider nichts. Setze dir Grenzen! Mehr als dreimal musst du nicht auf Hasskommentare reagieren. Tipp: Um dich von der Situation zu distanzieren, kannst du immer Faktenchecks benutzen oder auf andere Quellen verweisen

5. Hilfe holen und Hass melden

Wenn dir Hasskommentare auffallen oder du selbst davon betroffen bist, kannst du dir Hilfe holen. Dies kannst du in deiner Online-Community, in der analogen Welt bei Organisationen wie uns, HateAid, tun. Außerdem kannst du Angriffe im Netz auch auf den Plattformen oder bei der Polizei melden. Schau dir in diesem Zusammenhang an, wie du rechtssichere Screenshots machst, die wichtig für deine Anzeige sind.  

Unterstütze ein demokratisches Netz

Gemeinsam für ein besseres Internet

Zusammen können wir Hater*innen zeigen, dass der digitale Raum nicht ihnen gehört. Unterstütze unsere Arbeit mit deiner Spende. Wir können unsere Ziele nur durchsetzen, wenn wir viele Spenden erhalten. Du kannst uns also auch helfen, wenn du unsere Vision mit deinem analogen und/oder digitalen Umkreis teilst. Nur gemeinsam können wir Meinungsvielfalt und Demokratie im digitalen Raum schützen!

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