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Zwei Frauen, eine mit Blindenstock und eine Frau im Rollstuhl, unterhalten sich in einem gefliesten Raum miteinander.

So wehrst du dich gegen Ableismus im Netz!

Dass Menschen mit Behinderung im Netz regelmäßig digitaler Gewalt ausgesetzt sind und auf zahlreiche Barrieren stoßen, wird immer noch oft übersehen. Im Interview mit unserer Betroffenenberaterin Basma Bahgat haben wir über Ableismus im Netz gesprochen. Sie erklärt, was Betroffene tun können, wenn sie aufgrund ihrer Behinderung oder ihres Engagements für Menschen mit Behinderung im Netz angegriffen werden. 

Welche Erfahrungen macht ihr in der Beratung mit Ableismus im Netz?  

Basma: Noch können wir wenig von Fällen berichten, bei denen Menschen mit Behinderung online angegriffen werden. Das hängt vor allem damit zusammen, dass für uns in der Betroffenenberatung die Behinderung zunächst keine Rolle spielt. Wir fragen so etwas selbstverständlich nicht ab. Allerdings gehen wir davon aus, dass es sich um ein riesiges Problem handelt und viele Menschen betroffen sind. Erst, wenn wir mit Personen sprechen, die wegen ihrer Behinderung im Netz angegriffen werden, kommt das Thema in der Beratung zur Sprache. Das waren mit Blick auf die vergangenen Jahre etwa zwei bis drei Fälle pro Jahr. Häufiger gibt es Fälle, bei denen wir mit Menschen sprechen, die selbst zwar keine Behinderung haben, sich aber für deren Rechte einsetzen und dafür angegriffen werden. Diese Menschen werden zum Teil mit ableistischen Kommentaren angegriffen. Leider wird Ableismus noch immer stark verharmlost. Das spiegelt sich auch in der digitalen Kommunikation wider. 

Ein Porträtfoto der Betroffenenberaterin Basma Bahgat.
Die Betroffenenberaterin Basma im Interview dazu, wie sich Betroffene gegen Ableismus im Netz wehren können. Foto: Andrea Heinsohn Photography

Wie gestaltet sich die Beratung, wenn es um ableistische Gewalt im Internet geht? 

Basma: Das fällt je nach Situation sehr unterschiedlich aus und hängt immer mit dem Vorfall zusammen, von dem die Betroffenen berichten. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, das Gespräch in einer Dreierkonstellation, etwa mit einer Assistenz, Betreuung oder vertrauten Person durchzuführen. Wenn ich mit einer Person mit kognitiver Behinderung spreche, dann ist manchmal der*die Partner*in oder ein Elternteil dabei, das kann gut funktionieren. Wenn es aber zum Beispiel nicht passt, etwa, weil unsere Beratung nur am Telefon stattfindet und die Person nicht über das Telefon sprechen kann oder möchte, verweisen wir auch gerne an andere, spezialisierte Beratungsstellen. Manchmal gibt es regional eine Lösung, die für die Betroffenen geeigneter ist. Mal passt es thematisch bei einer anderen Beratungsstelle gut. Wir denken hier pragmatisch und fungieren in vielen Fällen auch als Schnittstelle, um die Betroffenen von ableistischer Gewalt so gut wie möglich zu betreuen.  

Was kann das Umfeld der Betroffenen tun, um für sie da zu sein? 

Basma: Es ist wichtig, digitale Gewalt ernst zu nehmen. Das Umfeld von Betroffenen sollte versuchen, eine Stütze für sie zu sein. Es ist zudem wichtig, zuzuhören und zu erkennen, was die betroffene Person gerade braucht. Angehörige können sie zum Beispiel dabei unterstützen, weiter online aktiv zu sein. Für manche Menschen kann es wirklich traumatisch sein, wenn sie das Internet, als früheren Safe Space, nicht mehr mit einem guten Gefühl betreten können. Angehörige, Freund*innen oder Kolleg*innen können auch mit präventiven Maßnahmen dafür sorgen, dass Betroffene geschützt werden. Sie können gemeinsam mit ihnen prüfen, dass so wenig sensible Daten im Netz öffentlich verfügbar sind wie möglich. Das beugt den Missbrauch persönlicher Informationen vor.

Ein monochromes Foto zweier Hände, die sich fast berühren.
Angehörige von Betroffenen sollten darauf hören, was sie in Notsituationen brauchen. Foto: Antonio Dillard / Scopio

Welche 3 Tipps gibst du Betroffenen von ableistischer digitaler Gewalt?

1. Verstecke dich nicht! 

Menschen, die im Netz angegriffen werden, sollten sich niemals für diese Situation schämen. Niemand, der*die Online-Hass ausgesetzt ist, sollte sich deshalb verstecken oder gar schuldig fühlen. Stattdessen ist es wichtig, den Ableismus klar zu benennen und in Online-Debatten oder Diskussionen darauf hinzuweisen.  

2. Schütze dich selbst! 

Blockieren, löschen oder ignorieren: Du selbst entscheidest, was du mit Hasskommentaren machst. Nutze alle Optionen, die dir die verschiedenen Social-Media-Plattformen bieten. Seit einiger Zeit gibt es zum Beispiel eine hilfreiche Filter-Funktion auf Instagram. Dort kannst du beleidigende Worte oder Emojis in einer Liste hinterlegen. Wenn dich direkte Hass-Nachrichten erreichen, scannt Instagram diese auf Basis deiner persönlichen Liste auf verletzende Inhalte. Erhältst du eine solche Nachricht, wird diese direkt in den Spam-Ordner verschoben.  

3. Wehre dich und suche nach Unterstützung! 

Zeige den Hass an! Betroffene von digitaler Gewalt können sich jederzeit an HateAid wenden. Aber du kannst auch in deinem Umfeld nach Verbündeten suchen. Wenn du zum Beispiel in einer Wohngemeinschaft wohnst, kannst du deine Betreuer*innen ansprechen. Oder deine Assistenz. Oder Freund*innen und Familie. Dein enges Umfeld kennt dich am besten und steht dir bei Angriffen im Netz sicherlich zur Seite. Wenn du Unterstützung dabei brauchst, Hass im Netz zu dokumentieren, hilft dir auch HateAid weiter. Du musst da nicht allein durch – wir sind für dich da!  

Titelbild: (c) Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de

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