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Das Foto einer Straße aus der Vogelperspektive, auf der Straße steht 'End Racism Now'.

Alltagsrassismus im Netz und offline – was können wir dagegen tun?

Sowohl im digitalen als auch im analogen Leben machen täglich unzählige Menschen in Deutschland Erfahrungen mit Rassismus. Manche von ihnen werden aufgrund ihrer Hautfarbe ausgegrenzt oder beleidigt. Andere aufgrund ihrer Sprache oder Herkunft negativ bewertet.   

Rassistische Diskriminierung erfahren Betroffene leider in allen Lebensbereichen. Zum Beispiel, wenn sie sich um einen Job bewerben, eine Wohnung suchen, in der Politik engagieren oder einen Termin beim Arzt haben. Alltagsrassismus lauert überall und wir müssen offen darüber sprechen, um etwas zu ändern. 

#ISeeRacism: Was habt ihr selbst erlebt, beobachtet oder verursacht? 

Wir haben auf Social Media nachgefragt – zum einen bei Betroffenen, denen Rassismus in ihrem Alltag leider immer wieder begegnet. Zum anderen bei Menschen, die Alltagsrassismus beobachtet oder vielleicht selbst andere diskriminiert haben und dies manchmal kurz danach, manchmal erst Jahre danach selbstkritisch reflektiert haben. Auch Mitglieder aus dem HateAid-Team haben ihre Antworten hier geteilt. 

Eine Person hält den Kopf zwischen die Knie und die Hände an den Kopf.
Rassistische digitale und analoge Gewalt hat massive Auswirkungen auf das Leben Betroffener. Foto: Pexels / Mikhail Nilov

Wir haben ganz offen gefragt: Was sind eure ganz persönlichen Erfahrungen mit Alltagsrassismus?

Herausgekommen ist eine Sammlung unterschiedlichster Erlebnisse, aus der wir alle viel lernen können:

#ISeeRacism, wenn…

… ich eine schwarze Frau auf dem Werbeplakat einer Firma sehe, dabei aber genau weiß, 90 Prozent der Mitarbeitenden sind weiß. 

… Menschen mein Essen kommentieren, weil es „sehr gewürzt” ist. 

… jemand sagt: „Sie sprechen aber gut Deutsch, dafür, dass Sie Griechisch/Spanisch sind!” 

… die Menschen im Dorf auch noch zwanzig Jahre, nachdem wir dort hingezogen sind, fragen, woher wir denn kommen und wann wir wieder „nach Hause” gehen. 

… der Prof mich beim Thema Sharia so lange fixiert, bis sich alle zu mir umdrehen. 

… Menschen mit anderer Herkunft auf der Arbeit anders behandelt oder strafversetzt werden. 

… eine Frau ganz nebenbei fragt: „Warum sind Ausländer immer so laut?“ 

… man mit mir rassistische Witze teilt, weil ich ja „integriert“ bin. 

… auf der Grundschule meiner Nichte alle Kinder mit mindestens einem „Nicht-deutschen“ Elternteil in eine gemeinsame Klasse verteilt werden. 

… die Freundin meiner Schwiegermutter die Höhe des Trinkgelds für die Servicekräfte nach ihrer vermeintlichen Herkunft staffelt. 

… meine Freundin trotz guter Ausbildung lediglich einen schlecht bezahlten Job in Deutschland bekommt, weil sie einen (slowakischen) Akzent hat. 

… im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg von „echten“ Geflüchteten gesprochen wird. 

… man plötzlich lauter und langsamer mit mir redet, sobald ich erzähle, dass ich oder meine Eltern aus einem anderen Land stammen. 

… wenn Grundschulkinder mit Migrationshintergrund keine Gymnasialempfehlung bekommen aufgrund der Sprachbarriere. 

… zwei Personen in einer Eckkneipe laut darüber streiten, ob „mein Äffchen“ ein liebevoller Spitzname für ein BIPoC-Kind ist. 

.. ich bei einer Person mit dunkler Haut, die mal in meiner Nachbarschaft unterwegs war und keine Arbeitskleidung trug, direkt dachte, dass sie verdächtig ist, weil ich in einem Viertel wohne, in dem PoC nur arbeiten, aber nicht wohnen.

Das muss ein Ende haben! Doch was tun gegen Rassismus? 

Wir alle können unseren Beitrag dazu leisten, dass sich etwas ändert und Alltagsrassismus sowohl im Internet als auch im Analogen endlich ein Ende hat. Zum Beispiel können wir aufmerksamer durch die Welt gehen, andere darauf aufmerksam machen und uns mit Betroffenen solidarisieren. Hier 6 wertvolle Tipps dazu:  

1. Lerne dazu 

Es ist nicht schlimm, wenn du jetzt denkst: Ich weiß gar nicht so viel über Rassismus! Denn du kannst jederzeit anfangen, dazuzulernen. Wir geben dir einen Überblick zu wertvollen Quellen rund um Alltagsrassismus:

Amnesty International: Rassimus im Alltag (PDF-Download)
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Offensichtlich und zugedeckt“- Alltagsrassismus in Deutschland
Bundesprogramm Demokratie leben: Wo fängt Alltagsrassismus an?

2. Erkenne Rassismus in deinem Alltag 

Bleibe wie die Menschen, die wir befragt haben, wachsam und hinterfrage dein Handeln und Denken. Es ist nicht okay, wenn du jemanden aufgrund seiner Herkunft gedanklich in eine bestimmte Gruppe einteilst. Aber wenn du realisiert, was du tust und es beim nächsten Mal nicht mehr machst, dann machst du schon einen Schritt in die richtige Richtung. 

3. Reflektiere, wie du sprichst 

Sprache prägt unser Denken. Deshalb ist es wichtig, dass du über bestimmte Wörter, die du vielleicht seit Jahren selbstverständlich benutzt, mal nachdenkst und dir überlegst, welche historische oder kulturelle Bedeutung sie haben und warum du sie vielleicht nicht mehr benutzen solltest.  

Eine gute Quelle zu diskriminierungssensibler Sprache bietet dir Amnesty International.

4. Mach dir bewusst, welche Privilegien du hast, wenn du nicht selbst betroffen bist. 

Gegenüber People of Color (PoC) haben weiße Menschen oft Vorteile in verschiedensten Lebensbereichen. Und manchmal sind sie sich gar nicht bewusst darüber. Wenn das bei dir der Fall ist, musst du dich nicht dafür schämen – aber du kannst sicher etwas ändern, wenn du dir das klarmachst. Denn mit deiner Stimme für andere bewegst du viel, kannst im Gespräch mit anderen weißen Menschen auf Privilegien aufmerksam machen und dich dafür starkmachen, dass entsprechende Barrieren für PoC abgebaut werden.  

5. Höre Betroffenen aufmerksam zu 

Du solltest bei Themen, die Rassismus betreffen, keine voreiligen Schlüsse ziehen, wenn du nicht selbst betroffen bist. Denn vieles kannst du ja gar nicht wissen, wenn du selbst keinen Rassismus erfahren hast. Deshalb ist es zentral, dass du Betroffenen ein Ohr schenkst und aufmerksam bist, was sie zu sagen haben. Und natürlich solltest du das, was sie dir erzählen, auch ernst nehmen und versuchen, daraus zu lernen!  

Eine Stecktafel, auf der die Worte "I see you / I hear you" abgebildet sind.
Wichtig: Mit Betroffenen ins Gespräch gehen und ihnen wirklich zuhören. Foto: Pexels / Brett Sayles

6. Steh für andere ein! 

Du erlebst im Netz oder im analogen Leben, dass jemand rassistisch beleidigt oder ausgegrenzt wird? Dann tu etwas dagegen! In Kommentaren kannst du dich mit anderen solidarisieren, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Du kannst rassistische Kommentare melden oder dokumentieren, um Betroffenen zu helfen. Verschließe deine Augen nicht gegen Alltagsrassismus, sondern schau hin und werde aktiv!  

Du wirst im Netz rassistisch beleidigt?

Unsere Beratung ist an deiner Seite und unterstützt dich, wenn du Rassismus-Erfahrungen im Netz machst. Sie klären dich über Möglichkeiten auf, wie du auf rassistische Nachrichten oder Kommentare reagieren kannst und wie du dich gegebenenfalls auch rechtlich dagegen wehrst. 

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