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Eine Grafik mit dem Text: #NoSpaceforHate, Gegen sexistische Hassrede und Online-Gealt

Sexistische digitale Gewalt: #NoSpaceForHate

Der 25. November war zwar ein Gedenk-, aber kein Feiertag. Es ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. In diesem Jahr haben wir ihn dazu genutzt, eine Petition gegen sexistische Hassrede und Online-Gewalt zu starten, damit das Internet ein sicherer Ort für alle wird – auch für Mädchen und Frauen. Digitale Gewalt kann alle treffen, ganz gleich welchen Geschlechts, Alters, Herkunft oder Religionszugehörigkeit. Sexistische digitale Gewalt aber richtet sich vor allem gegen Frauen und Mädchen.  

Was ist sexistische digitale Gewalt? 

Der Duden definiert Sexismus als die „Vorstellung, nach der ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die daher für gerechtfertigt gehaltene Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts“.  

Sexistische Gewalt ist demnach die Form von Gewalt, der die Annahme zugrunde liegt, dass Männer Frauen naturgegeben überlegen seien. Diese Form der Gewalt gegen Frauen aufgrund ihres Geschlechts lässt sich sowohl analog als auch digital finden.  

Herabwürdigungen, Bedrohungen, sexuelle Belästigungen und frauenfeindliche Kommentare sind nur einige Beispiele für Formen sexistischer digitaler Gewalt. Hinzu kommt bildbasierter sexueller Missbrauch, wobei Nacktfotos von (in den meisten Fällen, aber nicht ausschließlich) Frauen und Mädchen erstellt oder entwendet und ohne deren Einverständnis auf Pornoseiten hochgeladen werden. Auch die Androhung von Sexualstraftaten ist eine weitverbreitete Form sexistischer digitaler Gewalt. 

Der digitale Alltag von Mädchen und Frauen 

Die Studie „Free to be online? Girls’ and young women’s experiences of online harassment“ des Kinderhilfswerks Plan International von 2020 kommt zu dem Ergebnis, dass Mädchen und junge Frauen im Internet aufgrund ihres Geschlechts belästigt werden. Dabei ist es völlig irrelevant, worauf sich die eigentlichen Aussagen ihrer Postings, Fotos oder Kommentare beziehen. Sind die Mädchen oder jungen Frauen dazu politisch aktiv, BIPoC (Black Indigenious People of Color), LGBTIQ* oder haben eine Behinderung, werden sie noch häufiger angegriffen.  

14.000 junge Frauen und Mädchen aus 22 unterschiedlichen Ländern wurden von Plan International zu ihren digitalen Erfahrungen befragt. 58 % der Befragten wurden bereits online belästigt. Innerhalb Deutschlands sind die Zahlen sogar noch drastischer: 70 % der jungen Frauen haben im Internet bereits Bedrohungen und Beleidigungen erlebt.  

Die Folgen sind extrem: Laut Plan International ziehen sich 19 % der betroffenen Frauen nach Beleidigungen und Beschimpfungen aus dem digitalen Diskurs zurück, ganze 12 % nutzen die Plattform, auf der ihnen sexistische Gewalt begegnet ist, gar nicht mehr. Das ist Silencing. Als Silencing bezeichnet man die Strategie, die durch Einschüchterung versucht, Menschen zum Schweigen zu bringen und aus Diskussionen zu drängen. 

Silencing hat auch für unsere Demokratie drastische Folgen: Wer sich nach Gewalterfahrungen im Internet aus dem digitalen Diskurs zurückzieht, ist im Netz unsichtbar. Gleichzeitig wird damit die Fläche, auf der Hater*innen agieren können, größer. 

Während der Corona-Pandemie hat sexistische digitale Gewalt weiter zugenommen. Eine Studie aus dem Vereinigten Königreich belegt, dass ein Drittel aller Frauen, die bereits vor der Corona-Pandemie von sexistischer digitaler Gewalt betroffen waren, seit Beginn der Pandemie häufiger Online-Angriffen ausgesetzt ist. Das Vienna Institut for International Dialogue and Cooperation bestätigt zudem, dass Frauen und Mädchen in diesem Jahr unter einer Zunahme von analoger Gewalt leiden: Ausgangsbeschränkungen haben einen Anstieg häuslicher Gewalt und eine Beschränkung sexueller und reproduktiver Rechte von Frauen zur Folge. Beispielsweise Abtreibungen sind schwerer zugänglich geworden. 

Eine Grafik von No Space for Hate von eine*r Unterzeichner*in aus Berlin: Deshalb habe ich unterzeichnet: Hass im Netz ist realer Hass. Er verletzt die Menschenwürde und will Frauen bewusst in ihrem öffentlichen Handeln einschränken und ausgrenzen. Das ist deshalb auch ein Angriff auf unsere Demokratie.

Was unterscheidet sexistische digitale Gewalt von anderen Formen? 

Einschüchterung und Silencing sind keine Alleinstellungsmerkmale sexistischer digitaler Gewalt. Auch Männer und non-binäre Menschen werden in bestimmten Debatten aktiv aus dem Diskurs gedrängt. Auffallend ist allerdings, wie strategisch Frauen zum Schweigen gebracht werden sollen – vor allem, wenn sie auf soziale oder politische Ungerechtigkeiten aufmerksam machen wollen. Frauen des öffentlichen Lebens werden dabei besonders oft zum Ziel organisierter Hetz- und Hasskampagnen. Hasskommentare richten sich dabei gegen ihr Äußeres („Du bist hässlich“), ihre Sexualität („Dich will keiner, darum bist du single“) oder ihre Emotionalität („Du bist hysterisch“). Außerdem werden ihnen geschlechtsspezifische Gewalttaten angedroht („Man sollte dich vergewaltigen“) oder „ihre Plätze“ zugewiesen („Geh zurück in die Küche, wo du hingehörst“). Alle diese Beispiele sind genderspezifisch und haben mit dem eigentlichen Diskurs nichts zu tun. 

Studien zeigen zudem, dass sexistische digitale Gewalt in vielen Fällen Auswirkungen auf das analoge Leben der betroffenen Frauen hat. Neben der Exklusion aus dem digitalen Diskurs leiden Betroffene auch unter mentalen Beschwerden, Angst, Stress und Unsicherheit.  

Wie wird sexistische digitale Gewalt geahndet? 

Digitale Gewalt ist oft schwerer zu ahnden als analoge. Das Internet bietet den Täter*innen Anonymität und Reichweite, was eine schnelle Strafverfolgung erschwert. Hinzu kommt, dass gezielte sexistische Angriffe bisher nicht durch bestehende Gesetze abgebildet werden. Frauen werden – sollten sie sich dazu entscheiden, Strafanzeige gegen sexistische digitale Gewaltangriffe zu stellen – häufig nicht ernstgenommen. Es fehlen bislang Strukturen, um sexistische digitale Gewalt ausreichend nachverfolgen und ahnden zu können.  

Für unsere gesamte demokratische Gesellschaft ist es allerdings unerlässlich, dass sexistische digitale Gewalt nicht ungestraft bleibt. Einschüchterung und Silencing von Frauen macht einen pluralistischen digitalen Diskurs unmöglich. Mädchen und Frauen müssen sich, ebenso wie alle anderen Menschen, im Internet sicher fühlen können!  

Eine Grafik von No Space for Hate mit einem Zitat eine*r Unterzeichner*in aus Berlin: "Deshalb habe ich unterzeichnet: Weil der Hass im Netz jetzt schon dafür sorgt, dass Frauen nicht mehr für öffentliche Positionen auf lokaler, Länder- und Bundesebene kandidieren, bzw. Ziel von perfiden Angriffen sind. Dies gilt umso mehr für Frauen of Color. Dies gefährdet die Integrität unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und repräsentativen Demokratie."

#NoSpaceForHate 

Dieser Anspruch an ein sicheres Netz für alle Menschen war der Auslöser für unsere Petition #NoSpaceForHate. Geschlechterungerechtigkeit existiert online genauso wie offline und zeigt sich (auch) in Form von geschlechterspezifischen Straftaten. Das wollen wir ändern. Für eine pluralistische, demokratische und faire Gesellschaft. Wir fordern deshalb:  

  1. Verbesserung von Anlaufstellen: Bundesweite Stärkung und Ausbau von Beratungsstellen für Frauen und andere Betroffene von digitaler Gewalt durch Bund und Länder, ganzheitliche und nachhaltige Unterstützung für Betroffene. 
  1. Schutz vor Gewalt auf allen Plattformen: Ausweitung des Anwendungsbereichs des NetzDG auf alle Plattformen (auch auf berufliche Netzwerke) 
  1. Schaffung von Strukturen bei Polizei & Staatsanwaltschaft: Wir brauchen auf digitale Gewalt spezialisierte Sonderdezernate bei den Staatsanwaltschaften in allen Bundesländern. Dies erfordert neben ausreichenden finanziellen und personellen Kapazitäten auch die entsprechende Sensibilisierung der Strafverfolgungsbehörden. Wir empfehlen die Einrichtung geschulter Ansprechpartner*innen für von sexueller digitaler Gewalt betroffenen Frauen bei der Polizei. 
  1. Herstellung von Rechtssicherheit: Konkretisierung des § 185 StGB vor allem bei Beleidigungen auf sexueller Basis. Hier darf es keine Strafbarkeitslücken und Rechtsunsicherheit geben. 
  1. Einfachere Verfolgung: Ausgestaltung der Beleidigungsdelikte als relative Antragsdelikte und Herausnahme aus dem Katalog der Privatklagedelikte für den Fall der Tatbegehung im Internet. 
  1. Herstellung von Evidenz: Forschung zu digitaler Gewalt an Frauen inklusive Beleidigung auf sexueller Basis (sexueller Beleidigung) durch Studien und Erfassung in Kriminalitätsstatistiken, um Handlungsbedarfe abzuleiten. 

Digitale Gewalt gegen Frauen geht uns alle etwas an. Hilf uns also mit deiner Unterschrift, unsere Forderungen umzusetzen, damit das Internet ein sicherer Raum für alle wird. Du kannst unsere Petition auch gerne in deinem Freund*innen- und Familienkreis teilen – jede Stimme zählt! 

Logo No Space for Hate

Wie hilft HateAid? 

Bist du selbst von sexistischer digitaler Gewalt betroffen? Oder wurde dir eine andere Form von Gewalt im Netz angetan? Wende dich hier an uns. Wir helfen allen Menschen, ganz gleich welchen Geschlechts, Alters, Religionszugehörigkeit, Herkunft oder sexueller Orientierung.  

Sichere zunächst Beweise, indem du rechtssichere Screenshots der Hasskommentare erstellst. Folge dazu einfach je nach Plattform der verlinkten Anleitung. Wir stehen dir jederzeit mit unserer Beratung und ggf. der Prozesskostenfinanzierung zur Seite. 

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