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Pressefreiheit ist so wichtig für unsere Demokratie: Journalist*innen bei der Arbeit.

Warum die Pressefreiheit so wichtig für unsere Demokratie ist

Am Internationalen Tag der Pressefreiheit wird heute, am 03. Mai 2022, zum 28. Mal auf die Bedeutung freier Berichterstattung für unsere Demokratie aufmerksam gemacht. Dieses hohe Gut gilt es zu schützen – deshalb setzt sich HateAid dafür ein, dass Journalist*innen und Medienvertreter*innen mit Hass und Hetze nicht alleingelassen werden. Sowohl online als auch offline.

Dass Journalist*innen auf der ganzen Welt bei der Ausführung ihrer Arbeit eingeschränkt, bedroht und verfolgt werden, legen die alarmierenden Zahlen der Organisation Reporter ohne Grenzen nahe. So stieg im Jahr 2021 die Zahl inhaftierter Journalist*innen um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Medienschaffende werden massiv eingeschränkt

Der australische WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist einer der prominentesten Inhaftierten. Bei einer Auslieferung in die USA drohen dem Whistleblower 175 Jahre Haft. Auch die Journalistin, Frauenrechtlerin und Menschenrechtsaktivistin Pham Doan Trang wurde Ende letzten Jahres gefangen genommen. Ein Gericht in Vietnam hatte sie zu 9 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie sich zu einer gewaltsamen Eskalation im Zusammenhang mit einem staatlichen Bauvorhaben geäußert hatte. „Propaganda gegen den Staat“ urteilte das autoritäre Regime. Eine Rhetorik, die leider auch in Ländern auf dem europäischen Kontinent immer häufiger zu hören ist. Belarus, Ungarn und Russland sind nur einige Beispiele aus dieser Kategorie. 

Zudem ist in Zeiten der Corona-Pandemie der Umgangston gegenüber Medienschaffenden noch rauer geworden – auch aus der Zivilgesellschaft. In Deutschland und anderen Ländern mussten wir in den letzten Monaten beobachten, wie Kamera-Teams und Moderator*innen bei ihrer Berichterstattung verbaler und physischer Gewalt ausgesetzt waren. Diese Attacken, die vor allem auf die “Querdenken-Bewegung” und (rechts-)populistische Meinungsmacher*innen zurückzuführen sind, finden aber nicht nur auf der Straße statt. Hasskommentare und Drohungen sind in E-Mail-Postfächern von Journalist*innen heute eher die Regel als die Ausnahme. 

Darum sind Pressefreiheit und guter Journalismus so wichtig 

Aber was kann man eigentlich unter dem Begriff „Pressefreiheit“ verstehen? Im Deutschen Grundgesetz wird der Begriff in Artikel §5 (1) erwähnt. Darin heißt es: „Jeder (Sic.) hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Einfach ausgedrückt ist mit Pressefreiheit also gemeint, dass Medienschaffende freie Entscheidungsgewalt darüber haben, über was sie berichten – unter der Einhaltung ethischer Standards für journalistische Arbeit (dem sogenannten Pressekodex). Ohne sie ist der Meinungsbildungsprozess stark eingeschränkt, da die Menschen nur ein limitiertes, einseitiges Angebot haben, um sich über aktuelle Geschehnisse und Personen zu informieren. Ein Angriff auf die Pressefreiheit unterminiert also auch immer das demokratische System selbst und kann korrupte, autoritäre Führer legitimieren. Folglich könnten in einer Welt ohne Pressefreiheit die Nachrichten so aussehen.

Im Fadenkreuz der Hetzer*innen 

Das Journalist*innen in einem besonderen Maß von Hass und Hetze betroffen sind, bleibt auch in unserer Betroffenenberatung nicht unbemerkt. Immer wieder melden sich Menschen bei uns, die in Redaktionen von Zeitungshäusern, Fernsehstudios und Social-Media-Kanälen arbeiten und aufgrund ihrer Beschäftigung bedroht, beleidigt und eingeschüchtert werden.  

So auch eine HateAid-Klientin, die als Journalistin verstärkt über das rechte Spektrum berichtet. Schon seit Jahren wollen Hater*innen sie gezielt zum Schweigen zu bringen. Die Hassbotschaften, die in ihren Postfächern eingingen, waren dabei überwiegend sexistischer und frauenfeindlicher Natur. Eine Erfahrung, derer sich viele Journalistinnen ausgesetzt sehen, wie aktuelle Studien belegen. Die Folge: Journalistinnen sind aufgrund von Hass im Netz häufiger von Depression und Angststörungen betroffen. Sie interagieren seltener mit ihren Leser*innen, berichten weniger über bestimmte Themen oder überlegen sogar, ganz aus dem Journalismus auszusteigen.

Ähnliches berichten auch die ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann und der Journalist Hasnain Kazim. Sie erzählen im HateAid-Interview als prominente Vertreter*innen von ihren eigenen Erfahrungen mit Hasskommentaren und Shitstorms. In dem Gespräch werden auch die fehlenden Leitlinien und Anlaufstellen angesprochen, die zum Schutz Medienschaffender beitragen könnten. Auch präventive Schutzmaßnahmen, etwa der Rückzug aus bestimmten Themengebieten, sind ein Thema. In der journalistischen Praktik ist das ein weitverbreitetes Phänomen. Dafür haben laut einer aktuellen Studie mehr als die Hälfte der befragten Medienschaffenden Verständnis. Eine gefährliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass dadurch ernstzunehmende Sachverhalte im Dunkeln bleiben.

Was können wir tun, um Journalist*innen besser zu schützen? 

Wichtig ist, dass wir uns selbst ein Verständnis dafür aneignen, was qualitativ-hochwertiger Journalismus ist. Und dass wir wissen, wie wir ihn von Desinformation unterscheiden können. Hier lohnt sich ein Blick auf den Newstest, den die Stiftung Neue Verantwortung ins Leben gerufen hat. Außerdem muss jede*r Einzelne von uns lernen, wie freie Medien heutzutage arbeiten. Und dass Medienschaffende einen wichtigen Beitrag zum demokratischen Willensbildungsprozess leisten. Das müssen wir uns immer wieder klarmachen. Lies dazu auch unseren Artikel rund um Fake News.

Nicht zuletzt ist auch dein eigener Umgang mit Journalist*innen wichtig. Auch wenn du sicher nicht mit allen einer Meinung bist – vergiss nie, dass sich hinter jedem Text Menschen verbergen! Sie haben Gefühle und du solltest ihnen stets mit Respekt begegnen, auch wenn du nicht ihrer Meinung bist. Ganz nach dem Motto: „Der Ton macht die Musik“, solltest du auch im Internet darauf achten, wie du Kritik äußerst.

Du bemerkst, wie andere in Kommentarspalten hetzen oder persönlich werden? Hier kann auch Counterspeech ein geeignetes Mittel sein, um sich mit Betroffenen zu solidarisieren. Ein paar nützliche Anwendungstipps findest du in diesem Artikel.

Selbst von eingeschränkter Pressefreiheit betroffen?

Du hast persönlich digitale Gewalt erfahren? Oder du kennst Menschen, die online beleidigt, angefeindet oder bedroht wurden? Dann wende dich gerne an unsere Betroffenenberatung. Bei HateAid unterstützen wir dich emotional und gehen für dich gegen die Täter*innen vor.

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