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Ein Laptop, an dem zwei Menschen sitzen und auf den Bildschirm zeigen. Dazu der Text: Victim Blaming.

Wolf im Schafspelz? Die Täter-Opfer-Umkehr

„Wenn du so rausgehst, brauchst du dich nicht zu wundern!” 

„Womit hast du denn gerechnet, wenn du dich so verhältst?” 

„Hast du denn gesagt, dass du das nicht willst?” 

Solche oder ähnliche Kommentare hören Betroffene von sexualisierter Gewalt, insbesondere Frauen, häufig. Egal, ob es sich um verbale oder körperliche Übergriffe handelt – oft müssen sich die betroffenen Frauen für das, was ihnen angetan wurde, rechtfertigen. Sie werden dann beschuldigt, Übergriffe, Dickpics oder Vergewaltigungen selbst provoziert zu haben. Durch die Art und Weise, wie sie sich kleiden, wo sie sich aufhalten oder wie sie mit den Täter*innen umgegangen sind.  

Catcalling, (Cyber-)Stalking oder Vergewaltigung gelten zwar als schlimme Vergehen, gleichzeitig sehen viele in diesen Taten jedoch kalkulierbare Risiken, vor denen man sich schützen muss. Wer das nicht tut, oder solche Taten durch Kleidung oder Auftreten vermeintlich provoziert, sei „selbst Schuld”. Die wahren Opfer der Tat seien in dieser Logik die beschuldigten Täter*innen, denn ihr Ruf werde geschädigt. Der Fokus wird von den Täter*innen auf die Betroffenen gelenkt.  

Wenn aus Opfern Täter*innen werden 

Diesen Vorgang nennt man „Täter-Opfer-Umkehr“. Auch der englische Begriff „victim blaming”, auf Deutsch „Opfer-Beschuldigung” wird oft verwendet. Dabei wird die Schuld und damit die Verantwortung für die Tat von den Täter*innen auf die Betroffenen abgewälzt.  

Oft geschieht die Rollenumkehr durch Dritte, die anzweifeln, ob die Betroffenen tatsächlich unschuldig sind oder sie nicht auch eine Teilschuld tragen. Das erscheint absurd, rührt aber oft in der Angst, einem*einer selbst könnte etwas passieren: Wenn die betroffene Person durch ihr Verhalten die Tat provoziert hat und mitschuld ist, muss ich mich selbst nur richtig verhalten, dann passiert mir schon nichts … Eine trügerische Sicherheit.

Teilweise machen sich Täter*innen die Dynamik der Täter-Opfer-Umkehr auch selbst zu nutze, um besser dazustehen.

Diese Art der Rollenumkehr findet aber nicht nur im Bereich der sexualisierten Gewalt statt. So beklagen sich Menschen, die Hass oder Desinformationen im Netz verbreiten, oft über vermeintliche Zensur und Beschränkung der Meinungsfreiheit, wenn ihre Beiträge gelöscht werden. Dass dies geschieht, weil sie gegen die Richtlinien der Plattformen oder sogar gegen geltendes Recht verstoßen, wird ignoriert. Die Hater*innen inszenieren sich als Opfer einer „Meinungspolizei”, dabei sind sie es selbst, die die Meinungsfreiheit gefährden: Campact fand in einer Studie heraus, dass 74 % der Befragten glauben, dass Hassbotschaften im Internet Menschen einschüchtern und verdrängen. 

Wenn Täter*innen sich zu Opfern machen 

Manche Menschen verschieben nicht nur Verantwortungen, sondern erfinden gleich Täter*innen, um sich selbst als Opfer zu stilisieren. Das geschieht beispielsweise, wenn eine angebliche jüdische Weltverschwörung erfunden wird, um antisemitische Haltungen zu rechtfertigen. Aus der selbstinszenierten Opferrolle werden dann antisemitische, oder auch rassistische oder sexistische Angriffe als Gegenwehr legitimiert, obwohl nie eine tatsächliche Bedrohung bestand.  

Die Täter-Opfer-Umkehr dient also häufig dazu, Hass und Hetze zu rechtfertigen und Kritik abzuwehren. Gleichzeitig schüchtert dies tatsächlich Betroffene ein. Das kann dazu führen, dass Betroffene sich nicht trauen, Anzeige zu erstatten oder um Hilfe zu bitten. Expert*innen wie der Kriminologe Christian Pfeiffer schätzen, dass nur ca. 15 Prozent der Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht werden. 

Was tun? 

Wenn ihr online beobachtet, dass eine Person angegriffen wird, könnt ihr Hasskommentare melden! Fallt nicht auf die Täter-Opfer-Umkehr rein – Kommentare zu melden oder zu löschen macht euch weder zu Denunziant*innen, noch schränkt ihr dadurch die Meinungsfreiheit ein. Auch Gegenrede ist sehr wichtig. Damit stärkt ihr nicht nur der betroffenen Person den Rücken, sondern ermutigt auch stille Mitleser*innen, die Ähnliches erlebt haben. 

Falls ihr selbst in einem Hatestorm steckt, dann steht HateAid euch zur Seite. Wir beraten euch, was zu tun ist, wie ihr euch absichern könnt und können euch sogar mit einer Prozesskostenfinanzierung ermöglichen, rechtliche Schritte einzuleiten. Meldet euch. 

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