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Eine Grafik, auf der verschiedene Formen von Denunziation abgebildet sind.

Denunziation vs. Hass melden: Was ist der Unterschied?

„Sei cool, sei keine Meldemuschi“. T-Shirts, Tassen oder Jutebeutel gibt es mit diesem Spruch bedruckt. Doch was steckt dahinter? Vielleicht hast du den Ausdruck der „Meldemuschi“ bereits irgendwo gehört, gelesen oder aufgeschnappt. Vor allem online wird er für Menschen benutzt, die andere „verpetzen“ oder vermeintlich denunzieren. Sexismus ist bei diesem Begriff übrigens inbegriffen – aber das nur am Rande … 

Unsere App MeldeHelden erhielt bereits kurz nach Launch im Play Store einige Kommentare, die die Funktion des Meldens von Inhalten im Netz kritisierten – von „Denunziantentum“ und „Meldemuschis“ war die Rede. Doch es gibt einen Unterschied zwischen Hass melden und Denunziation. Und du denunzierst niemanden, wenn du Hass und Hetze im Internet die Stirn bietest. 

Was ist Denunziation? 

Dem Begriff der Denunziation kommt vom lateinischen „denuntiatio“ , was so viel wie Ankündigung oder Anzeige bedeutet. Per Definition versteht man unter einem*einer Denunziant*in eine Person, die aus persönlichen, niederen Beweggründen – zum Beispiel, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen – eine andere Person anzeigt. Denunziant*innen erstatten dabei oft anonym Anzeige, da sie nicht wollen, dass die angezeigte Person weiß, um wen es sich handelt.  

Die NS-Zeit prägt bis heute den Begriff des*der Denunziant*in. In totalitären Staaten wie auch im Dritten Reich waren (und sind) Denunziationen ein probates Mittel, um die staatliche „Ordnung“ aufrecht zu erhalten. Für das Funktionieren eines totalitären Regimes wird Denunziation als wichtig erachtet – und deshalb besonders gefördert und propagiert. Auch in der DDR verließ man sich darauf, dass Denunziant*innen ihre eigenen Nachbar*innen, Freund*innen oder Familienmitglieder verrieten, sollten diese sich systemkritisch äußern. 

Während der NS-Zeit ging es häufig darum, Jüd*innen oder auch Personen, die Jüd*innen versteckten, zu denunzieren. Die Denunziant*innen erlangten durch ihre Anzeigen persönliche Vorteile und die Propagandamaßnahmen zur stetigen Denunziation führten dazu, dass die Menschen einander kaum noch vertrauen konnten. 

„Der größte Lump im ganzen Land, … 

… das ist und bleibt der Denunziant.” Dieses Zitat wird häufig Heinrich Hoffmann von Fallersleben zugeschrieben. Jedoch ist nirgendwo schriftlich belegt, dass der Dichter und Komponist der Deutschen Nationalhymne tatsächlich diese Redensart begründete und somit Denunziant*innen als Lumpen” bezeichnete. Die Urheberschaft des Zitats bleibt also umstritten. Ebenso der Gebrauch, den einige Personen von diesem Zitat machen.  

Das Melden von hetzerischen Inhalten oder Hasskommentaren und -Posts im Internet ist keine Denunziation. Denn: Das Denunzieren von Menschen geschieht zum eigenen Vorteil, das Löschen von Hatespeech zum Schutz einzelner, von Bevölkerungsgruppen und der ganzen Gesellschaft – alles auf Basis der demokratischen Grundwerte. Gleiches gilt übrigens für das Aufzeigen von Missständen wie Korruption oder Veruntreuung. Illegale Inhalte und Taten zu melden, egal, ob in der analogen oder digitalen Welt, ist niemals mit der Denunziation innerhalb totalitärer Regime gleichzusetzen. 

„Denunziation” und die politische Rechte 

Der Vorwurf des Denunzierens” entwertet den Akt des Meldens von Hassnachrichten und Hetze im Netz und besetzt ihn negativ. Es kommt zu einer Täter*innen-Opfer-Umkehr. Das Melden von hetzenden Inhalten ist für die Bewahrung eines pluralistischen und demokratischen Diskurses essenziell und nichts Negatives – durch den Begriff der Denunziation wird hingegen der Eindruck erweckt, es handle sich bei den Meldenden von Hass selbst um Täter*innen, die anderen den Mund verbieten wollten. 

Innerhalb des von rechts geprägten Diskurses bildet sich sogar der Mythos einer „Meinungsdiktatur”. Die Abwehr von berechtigter Kritik an antisemitischen, sexistischen, rassistischen oder ähnlichen Kommentaren und das legale und notwendige Löschen dieser Kommentare im Netz wird dabei – Achtung, gleiche Strategie! – häufig als Beschneidung der Meinungsfreiheit benannt. Auch hier findet eine Täter*innen-Opfer-Umkehr statt! Warum wir von einer „Meinungsdiktatur” in Deutschland jedoch weit entfernt sind, lest ihr hier.

Unsere App MeldeHelden 

In den Bewertungen und Kommentaren zu unserer App MeldeHelden (in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium der Justiz) wird die beschriebene Strategie angewendet: Nutzer*innen, die Kommentare melden, die auf rassistischen, sexistischen, antisemitischen oder trans- oder homophoben Motiven basieren und andere Menschen oder Gruppen offen beleidigen, beschimpfen oder bedrohen, werden als „Meldemuschis” und Denunziant*innen beschimpft. Zu Unrecht. Diese Beschimpfung ist eine klassische Täter*innen-Opfer-Umkehr, um zu verhindern, dass hetzerische Kommentare und Hass-Posts aus dem Internet entfernt werden. 

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