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Ein Playstation-Controller mit dem Titel Rechtsextremismus im Gaming

Unverpixelter Hass? Rechtsextremismus im Gaming

Wie die extreme Rechte Videospiele und ihre Plattformen zur Verbreitung von Menschenfeindlichkeit nutzt 

Ein Gastbeitrag von Mick Prinz, Projektleiter von Good Gaming – Well Played Democracy der Amadeu Antonio Stiftung

Videospielwelten sind aus dem gesellschaftlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Verband der deutschen Games-Branche „game“ offenbart, dass 59 % der Bundesbürger*innen regelmäßig oder zumindest gelegentlich Videospiele spielen. Vor allem in der Hochphase der Pandemie waren Games ein Hilfreiches Tool, um soziale Kontakte zu pflegen und sich über eine weniger formelle Leitung auszutauschen. Die Videospielkultur ist dabei vielschichtig und Interaktionen finden nicht nur in Spielechats, sondern auch auf gaming-affinen Plattformen wie Twitch, Steam, Discord oder Reddit statt.  

Wenig überraschend sind, wie an vielen anderen Orten, auch hier Diskussionen und Debatten von toxischen Äußerungen geprägt. Dass für viele Spielende Beleidigungen und Diskriminierungen zum Spiel dazu gehören, zeigt die Studie „Hate is No Game“ der ADL (Anti-Defamation League). So haben 77 % der befragten Spielenden schon Hassrede im Gaming erlebt. Besonders häufig betroffen: nicht weiße und nicht männlich Spielende. Auch die Debatte um das im Februar 2023 erschiene Videospiel „Hogwarts Legacy“ unterstreicht diese Tendenz. Im Zug des Releases des Harry-Potter-Spiels wurde viel über die transfeindliche Haltung und Politik der Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling berichtet, in einigen Gaming-Communitys dominierten jedoch genau diese Transfeindlichkeit und „Anti Woke“- Äußerungen.  

Das Thema Geschlechteridentität wird aber auch abseits des Hogwarts-Universums mit viel Ignoranz und Menschenfeindlichkeit kommentiert. So kritisieren rechte Gamer*innen das Horror-Remake „Dead Space“, da das Spiel genderneutrale Toiletten implementiert. An anderer Stelle wird eine professionelle League-of-Legends-trans-Spielerin angefeindet, da sie in einem Statement-Video erklärt, dass sie sich nicht als Mann identifiziere. Transfeindlichkeit, Misogynie, aber auch Rassismus und Antisemitismus sowie ableistische Kommentare bleiben häufig unmoderiert stehen. Gegenrede tritt nur zaghaft oder zu leise auf. Diese Entwicklung sieht auch die extreme Rechte und nutzt den Videospielekosmos als attraktives Handlungsfeld.  

Weiblich gelesene Person sitzt auf dem Bett vor einem Laptop mit Kopfhörern auf
Auf Gaming-Plattformen sind Hassrede und verschiedene Formen von Diskriminierung keine Seltenheit mehr. Foto: Scopio / Phreezy Naufaldy

Rechtsextreme Instrumentalisierung der Videospielwelten  

Eindeutig rechtsextreme Videospielproduktionen sind eher eine Seltenheit. Wenig erfolgreiche Ausnahmen sind beispielsweise ein in den 80er Jahren entstandenes KZ-Management-Spiel. An anderer Stelle versuchten die FPÖ oder die Identitäre Bewegung mit eigenen Propagandaspielen Aufmerksamkeit zu generieren. Der „Rechte Kulturkampf“ im Gaming wird jedoch weniger in und mit eigens programmierten Spielen ausgetragen, sondern findet primär in der bestehenden Gaming-Infrastruktur statt.  

Es gibt drei zentrale Gründe, warum die extreme Rechte in Gaming-Communitys und auf den entsprechenden Plattformen aktiv ist:  

  1. Um sich zu vernetzen. Wenn in klassischen sozialen Medien rechte Gruppen ausgeschlossen werden, suchen sie sich neue Austauschorte. Wenig moderierte Plattformen wie Steam oder auch Twitch sind Orte, die diese Lücke für extrem Rechte füllen. So gibt es zahlreiche Wehrmachtsfangruppen auf Steam oder Live Streams, in denen rechtsextreme Kleinstparteien ihren Hass als vermeintlich legitime Meinung framen.  
  1. Mobilisierung. Damit ist weniger gemeint, junge Menschen über Videospiele zu rekrutieren. Das passiert zwar vereinzelt, geläufiger ist jedoch, die eigene rechte Bubble zu reaktivieren. So gibt es patriotische Videospieltourniere oder rechte Spiele-Jams, in denen Spieleprototypen gebaut werden. Die Veranstaltungen werden von Rechtsextremen für Rechtsextreme organisiert.  
  1. Die sogenannte „Metapolitik“. So werden auf Plattformen rechte Losungen und „Dogwhistles“ (codierte Sprache, wie beispielsweise 18 für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets, AH, also Adolf Hitler) immer und immer wiederholt, um letztlich Menschenfeindlichkeit weiter zu normalisieren. Das fällt dann auf, wenn auf Gaming-Plattformen Profilnamen auftauchen, die rechtsextreme Attentäter glorifizieren oder dazu aufgerufen wird, ein rassistisches Manifest der rechtsterroristischen Gruppe „Atomwaffen Division“ zu lesen.  
Person ist von hinten beim Computer-Spielen fotografiert.
Rechtsextreme nutzen Gaming-Plattformen, um Hass und ihre Ideologien zu verbreiten. Foto: Scopio / Maskim Chernyshev

Auch über eigene Modifikationen für bereits bestehende Spiele werden rechte Gedanken im Gaming verbreitet. So gibt es im Steam-Workshop-Bereich vieler Strategiespiele zahlreiche user-generierte Inhalte, in denen Spielende in die Rolle der Waffen-SS schlüpfen können oder beispielsweise in einem Aufbauspiel ein Vernichtungslager gestalten können. Diese Inhalte sind meist kostenfrei herunterzuladen und vor allem auf Plattformen wie „Roblox“ eine Gefahr für Heranwachsende. Hier kann die sehr junge Zielgruppe der Plattform (9 – 12 Jahre) Spielemodifikationen herunterladen, in denen unter anderem die Attentate von Buffalo oder Halle nachgespielt werden können.  

Diese rechtsextremen Spieleerlebnisse haben auf Gaming-Plattformen nicht die Oberhand und stehen auch nicht stellvertretend für eine ansonsten vielfältige und oft sehr bunte Videospiel-Bubble.

Gemeinsam gegen Rechtsextremismus im Gaming

Letztlich braucht es aber auch im Gaming eine starke digitale Zivilgesellschaft, die sich aktiv gegen Diskriminierung und toxisches Verhalten stellt und der lauten Minderheit von extremen Rechten im Gaming gemeinsam mit Influencer*innen, Spieleherstellenden und Plattformbetreibenden die Tür vor der Nase zuschlägt.  

Wenn du in Games oder auf Gaming-Plattformen rechtsextreme Inhalte siehst, melde sie. Am besten direkt bei der Plattform selbst oder über unser Meldeformular. Wenn du mitbekommst, wie Extremist*innen ihre Parolen verbreiten, kannst du auch Gegenrede betreiben – so lange du dich nicht selbst gefährdest.

Titelbild: Scopio / Ebuka Mordi

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