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Portraet von Hanna Attar mit Text: Antimuslimischer Rassismus im Netz

Antimuslimischer Rassismus im Netz: Interview mit Hanna Attar

Antimuslimischer Rassismus im Internet ist für die Betroffenen trauriger Alltag. Die Organisation CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit setzt sich dafür ein, dass Betroffene im Netz und auf der Straße Gehör finden. Im Interview erzählt Hanna Attar von CLAIM womit die Betroffenen täglich konfrontiert sind und was passieren muss, damit sich die Situation verbessert.

Hanna, CLAIM setzt sich für Betroffene von Antimuslimischem Rassismus ein. Was bedeutet der Begriff?

Antimuslimischer Rassismus ist eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die sich speziell gegen Muslim*innen oder Menschen richtet, die als solche gelesen werden. Das bedeutet, dass Menschen, die keine Muslim*innen sind, aber z. B. türkisch oder arabisch aussehen, als Muslim*innen markiert und zu einer Einheit zusammengefasst werden, die als Feindbild konstruiert wird.

Antimuslimischer Rassismus ist eine Form von kulturellem Rassismus, weil Menschen unterschiedlichster Herkunft gleichgesetzt werden. Es spielt keine Rolle, ob ich eine deutsche Muslima, ein arabischer Muslim oder ein türkischer Alevit bin – alle werden als Gefahr wahrgenommen, die kontrolliert werden muss.

Gibt es Situationen oder Ereignisse, nach denen ihr besonders viel Antimuslimischen Rassismus beobachtet?

Vor allem, wenn es in den sozialen Medien um das Thema Migration geht und im Zusammenhang mit islamistischen Anschlägen sehen wir viele abwertende und antimuslimische Kommentare in Bezug auf eine angebliche „Islamisierung“. Auch im Rahmen der Aktionswoche gegen Antimuslimischen Rassismus sind vermehrt typische rassistische Kommentare zu lesen.

Woher kommen diese Vorurteile?

Nach dem 11. September 2001 hat sich das Bild von muslimisch gelesenen Menschen stark verändert. Die Vorurteile eines gewalttätigen und gefährlichen Islams, der Frauen unterdrückt und ein patriarchalisches Familienbild hat, sind seitdem in den Medien weit verbreitet. Und dann haben wir 2015/2016 eine starke Migration erlebt, im Zuge derer die Vermischung von Migration und antimuslimisch-rassistischen Vorurteilen noch einmal stark zugenommen hat.

Wer sind die Täter*innen?

Zahlreiche Studien zeigen, dass solches Gedankengut nicht nur aus der rechten Ecke kommt, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist: Die Leipziger Autoritarismus Studie (Heinrich Böll Stiftung) zeigt seit Jahren hohe Zustimmungswerte bei der Aussage „Durch die vielen Muslime fühle ich mich fremd im eigenen Land“. Zuletzt 2022 lagen die Werte im Westen bei 36,6 % und im Osten sogar bei 42,7 %.  Wir haben darüber hinaus in der Studie „Rassistische Realitäten“ von DEZIM gesehen, dass es zwar eine hohe gesellschaftliche Sensibilität für Rassismus im Allgemeinen gibt. Die Sensibilität für Antimuslimischen Rassismus ist jedoch gering.

Hat sich Antimuslimischer Rassismus durch das Internet verändert?

Das eine bedingt das andere. Bei allen Formen von Rassismus und Diskriminierung stellen wir fest, dass im Internet die Grenzen des Sagbaren verschoben werden und es keine Hemmungen mehr gibt, sich im Netz öffentlich so zu äußern. Das hat auch Auswirkungen auf die analoge Welt: Die Attentäter von Hanau, Halle und auf das OSZ in München haben sich alle erst im Internet radikalisiert.

Was sollten Betroffene tun, wenn sie Antimuslimischen Rassismus im Netz erleben?

Sie sollten ihre Fälle melden, damit sie in der Statistik auftauchen und so die Dunkelziffer der Übergriffe verringert wird. Außerdem sollten sich Betroffene an Beratungsstellen wenden, um professionelle Unterstützung zu erhalten. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, überhaupt darüber zu sprechen, sich jemanden zu suchen, mit dem man seine Erfahrungen teilen kann und sich so gegenseitig zu stärken. Dadurch merken Betroffene, dass sie nicht alleine sind, sondern dass es viele Menschen gibt, die diese Erfahrung machen.

Wir wissen, dass es für Betroffene ein Kraftakt ist, Vorfälle zu melden und den Schritt zu wagen, sich zu wehren. Deshalb ist es wichtig, dass das Umfeld den Mut und die Kraft aufbringt, sich gegen die Täter*innen zu wehren.

Was sind eure Forderungen und Vorschläge, wie sich die Situation für Betroffene verbessern könnte?

Es braucht mehr Wissen bei den Betroffenen, dass es Melde- und Beratungsmöglichkeiten gibt. Es gibt viele Menschen, die seit 40, 50, 60 Jahren in Deutschland sind und ihr Leben lang diskriminiert wurden und das immer hingenommen haben. Da muss erst einmal eine Sensibilisierung stattfinden, damit sie erkennen: Das ist Rassismus, das ist nicht normal, das muss ich mir nicht gefallen lassen und ich kann mich dagegen wehren.

Dafür braucht es Safe Spaces für Betroffene. Orte, an denen sie sich sicher fühlen können, an denen sie sich mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, austauschen und empowern können.

Was könnte sich auf Seiten der Beratungsorganisationen verbessern?

Portraitfoto von Hanna Attar, CLAIM

Das Allerwichtigste ist: Betroffene hören und ihre Erfahrungen ernstnehmen. 

Wir arbeiten intensiv daran, dass Antimuslimischer Rassismus von Beratungsstellen und Strafverfolgungsbehörden besser als solcher erfasst wird. Häufig werden solche Fälle als „ethnischer Rassismus” oder so genannte „Fremdenfeindlichkeit“ kategorisiert. Dadurch werden die Fälle sichtbarer und das Problem deutlicher.  

Hier findest du Unterstützung

Bist du selbst von Rassimus im Netz betroffen? Dann melde dich gerne bei unserer Betroffenenberatung.

Außerdem findest du auf der Website von CLAIM eine bundesweite Liste an spezialisierten Beratungsstellen für Betroffene von Antimuslimischem Rassismus.

Titelbild: Moritz Högemann

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