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Mehrere Personen vor dem Laden Chic & Curvy und der Beleidigung: "Hau ab, fette Sau"

Online-Frauenhass im Großstadtrevier: Interview mit der Drehbuchautorin

Die aktuelle Folge „Marshmallow-Mädchen“ vom Großstadtrevier (online verfügbar bis 04.12.24) behandelt das Thema digitale Gewalt. Dabei richtete Autorin Julia Radtke-Wolfrum den Blick auf den Frauenhass, der im Internet weitverbreitet ist. Im Interview erzählt sie, was sie zu dieser Folge inspiriert hat.

Hass im Netz ist einerseits ein lang bekanntes Problem, andererseits in Film und Fernsehen noch nicht oft behandelt worden – wie sind Sie darauf gekommen?  

Genau deswegen – weil es im Fernsehen noch nicht oft behandelt wurde. Das Großstadtrevier hat im Schnitt um die 2,5 Millionen Zuschauer*innen, das heißt, unsere Sendung schafft Aufmerksamkeit. 

Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?  

Ich habe als Autorin viel in einschlägigen Foren recherchiert. Im Netz finden sich etliche Erfahrungsberichte von Menschen, die Opfer geworden sind. Und wir haben Kontakt aufgenommen mit Hilfsorganisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen und Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Digitale Gewalt hat viele Motive, Sie haben Frauenhass als Motiv gewählt – warum?

Frauenhass ist im digitalen Raum besonders weit verbreitet, weil es immer noch zu selten zu einer Strafanzeige kommt. 70 Prozent der Mädchen und jungen Frauen in Deutschland haben im Internet bereits Bedrohungen, Beleidigungen und Diskriminierung erlebt. 70 Prozent! Da waren wir uns schnell einig, dass Misogynie unser Thema sein muss. 

Bild mit Menschen die auf Stühlen sitzen bei einer Aufführung und eine Person, die mit einem Motorrad hinter ihnen fährt und eine Waffe auf die Bühne richtet.
Die Geschichte der Folge beruht auf echten Gewalterfahrungen, die die Autorin recherchiert hat. Foto: ARD/Thorsten Jander

Die beiden Haupt-Protagonistinnen werden auch aufgrund ihres Gewichts diskriminiert. Wollten Sie Intersektionalität aufgreifen?  

Richtig. Denn die Frauenfeindlichkeit geht häufig einher mit körperlicher Diskriminierung, wenn die betroffenen Frauen nicht einem normativen Schönheitsideal entsprechen. 

Sie zeigen die Dynamik, in der sich zwei Männer gegenseitig in ihrem Hass bestärken. Wie sind Sie darangegangen, die Beweggründe der Täter zu verstehen?  

Die Beweggründe sind nicht zu verstehen oder nachzuvollziehen. Ich denke, dass Gewalt gegen Frauen immer aus männlicher Fragilität entsteht. Dramaturgisch haben wir uns für ein kriminalistisch nachvollziehbares Motiv entschieden. Der eine Täter will den Laden der Frau übernehmen, der andere fühlt sich ganz einfach von Frauen „bedroht“ und kann nicht akzeptieren, dass Frauen selbständig und selbstbestimmt sind. 

Eine der Haupt-Protagonistinnen schreibt ein empowerndes Blog. Welcher Gedanke stand dahinter?  

Wir wollen Frauen und junge Mädchen stärken. Mehr noch, uns als Team geht es darum, ein Statement zu setzen, dass in unserer Gesellschaft viel mehr Akzeptanz füreinander herrschen sollte. Egal ob Mann oder Frau – nur leider sind Frauen deutlich häufiger die Betroffenen. 

Zwei Frauen gucken traurig in die Kamera
Frauen sind häufig von mehrfachen Diskriminierungen betroffen. Diese Intersektionalität wird auch in der Folge thematisiert. Foto: ARD/Thorsten Jander

Die Folge zeigt, welche psychischen Auswirkungen digitale Gewalt auf Betroffene haben kann. Das ist sehr individuell. Wie haben Sie sich für dieses Bild entschieden?  

Ja, das ist sicher individuell. Doch Angst, die körperlich spürbar wird, ist eine der häufigsten Auswirkungen bei Betroffenen. 

Mussten Sie selbst schon digitale Gewalt erfahren?  

Nein, zum Glück noch nicht.

Danke für das Gespräch!

Wenn du selbst von digitaler Gewalt betroffen bist und Unterstützung wünschst, wende dich gerne an unsere Betroffenenberatung.

Titelbild: ARD/Thorsten Jander

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